Breite vom Fahrradreifen richtig messen
02.03.2021Im Bereich der Größenbezeichnungen von Fahrradreifen (z.B. Schwalbe, Continental, Michelin, Maxxis etc.) sind vielerlei unterschiedliche Varianten im Umlauf. Eigentlich sollten die ISO/ETRTO-Größen der universelle Standard sein – jedoch nutzen Mountainbike-Hersteller weiterhin das englische System mit Zoll-Angabe. Wer schon einmal versucht hat, Reifen selber zu messen, ist schließlich komplett verwirrt, denn dann kommt noch eine ganz andere Größe heraus. Weder das englische System noch ISO/ETRTO entsprechen anscheinend der tatsächlichen Reifengröße. Oftmals sind Fahrradreifen nämlich etwas schmaler, als angegeben. Woran das liegt, erfahren Sie im nachfolgenden Text.
Verschiedene Standards bei der Bezifferung der Fahrradreifen-Größe
Zuerst hier einmal eine kleine Erläuterung zum Thema verschiedene Größenstandards bei Fahrradreifen. So erfahren Sie, was bzw. wie bei den jeweiligen Systemen gemessen wird.
Das ETRTO-System ist das in Europa wohl am weitesten verbreitete System. Diese Größenangabe sieht z.B. wie folgt aus: „37-622“ – die erste Zahl sagt die Reifenbreite aus, die Zahl hinter dem Bindestrich benennt den Innendurchmesser des Reifens. So sehen Sie immer, ob ein Reifen zur jeweiligen Fahrradfelge passt. Andere Systeme messen anstelle dessen den gesamten Durchmesser des Rads inklusive dem Reifen. Diese Standard-Variante wurde daher von der ISO (International Organization for Standardization) zum internationalen Standard für Fahrradreifen herausgegeben. Dennoch ist das englische System weiterhin sehr oft in Gebrauch; im Bereich der MTBs liegt das Monopol quasi beim englischen System. Bei Mountainbikes kommt es nämlich stärker darauf an, wie groß der Gesamtumfang vom Reifen ist und außerdem, wie viel der Reifen abfedern kann.
Abweichende Breite beim Fahrradreifen
Sowohl beim englischen System also auch beim ETRTO wird immer die Reifenbreite angegeben, denn diese gilt einer der wichtigsten Punkte bei der Reifenwahl – teils auch sogar bei der Wahl des Fahrrades. Es muss immer berücksichtigt werden, dass nicht jeder Reifen zu jedem Bike passt. Wer z.B. ein Gravel- oder Cyclocross-Bike bauen möchte, benötigt einen speziellen Rennradrahmen, welcher auch breitere Reifen unterstützt. Sonst könnte es passieren, dass der Reifen am Rahmen schabt.
Woran liegt es, dass die tatsächliche Breite eines Fahrradreifens oft etwas schmaler ist als angegeben? Teils kann es sein, dass der Reifen bis zu 3 mm schmaler ist. Dies ist nicht unüblich und liegt an den unterschiedlichen Faktoren der Fahrradreifen-Herstellung.
Faktoren bei der Fahrradreifen-Produktion
Als erste Information ist es wichtig, zu wissen, dass bei der Produktion von Fahrradreifen ganz andere Größen relevant sind. Aus maschineller Sicht kommt es eher auf die Innenbreite – also auf das Volumen innerhalb des Fahrradreifens an. Reifen vom gleichen Hersteller – also auch aus der gleichen Manufaktur – können im Inneren die gleiche Breite haben, sind aber in der äußeren Breite unterschiedlich; obwohl für beide Reifen in der Produktion bei der Vulkanisierung der Reifen das identische Gerät verwendet wurde. Damit bei der Reifen-Produktion jegliche Verwirrung verhindert wird, geben manche Hersteller bei den Fahrradreifen die gleiche Größenangabe. Wie breit der Reifen dann tatsächlich wird, kann vor der Reifen-Herstellung schwerlich jemand vorab sagen. Dies machen mehrere Faktoren schwierig: Es kommt auf die Dichte des Gummis, die verschiedenen Materialien im Reifen und einiges mehr an.
ISO-Standard Toleranz
Wie steht der internationale ISO-Standard dazu? Bei Massenherstellungen von Teilen ist es generell üblich und gängig, dass besagte Teile nicht alle exakt der Größenangabe entsprechen. Vielmehr geht es um einen bestimmten Toleranzbereich, der eingehalten werden muss. Bei Metallteilen beträgt die Toleranz weniger als 0,1 mm oder 0,01 mm. Im Bereich von Gummi sind bei Massenherstellungen deutlich größere Schwankungen absolut normal und vertretbar. Daher ist es seitens der ISO auch in Ordnung, dass die Toleranz bei der Breite von Fahrradreifen durchaus mehrere mm betragen kann.
Der Toleranzbereich bezieht sich jedoch ausschließlich ins Negative; nicht ins Positive. Dies bedeutet, dass ein Fahrradreifen mit der ISO-Angabe gemäß unserem Beispiel oben „37-622“ also maximal 37 mm breit sein. Durchaus kann der Reifen aber mehrere mm schmaler sein – nur breiter eben nicht. Bei einem zu breiten Reifen kann die Gefahr bestehen, dass er nicht mehr zum Bike passt vom Platz her und sonst schaben würde. Am schmäleren Reifen stört sich jedoch der Großteil der Radler eher nicht.
Korrektes Messen der Reifenbreite
Schlussendlich möchten wir mit diesem Bericht gerne auch eine leicht verständliche Anleitung mitgeben, wie die Breite von Fahrradreifen richtig gemessen wird. So können Sie sicher sein, dass der Größenunterschied nicht nur daran liegt, dass falsch gemessen wurde. Zum korrekten Messen der Reifenbreite wird ein Messschieber benötigt.
- Legen Sie den Messschieber als erstes so eng wie möglich direkt an den Fahrradreifen an. (Dabei wird der Reifen etwas gequetscht, dies ist normal – hier brauchen Sie sich keine Gedanken machen. Daher ist hiermit der Messvorgang auch noch nicht abschlossen.)
- Als nächstes entfernen Sie den Messschieber wieder (jedoch ohne den Messschieber dabei zu öffnen) und der Reifen kann sich wieder ausdehnen.
- Wenn Sie nun versuchen, den Messschieber wieder an den Fahrradreifen zu pressen, wird der Messschieber (aufgrund der Ausweitung des Reifens wieder) höchstwahrscheinlich nicht passen.
- Versuchen Sie nun, den Messschieber mm-weise zu öffnen: Öffnen Sie ihn nach und nach in mm-Schritten bzw. um mm-Bruchteile – solange bis der Messschieber ohne größeren Kraftaufwand auf den Fahrradreifen passt. So wissen Sie dann, wie breit der Reifen tatsächlich ist.
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