Was ist der Vorteil von Tubeless Reifen?
14.11.2021Fahrradschläuche gehören zum geliebten Drahtesel wie eben auch der Sattel, Lenker oder Kettenöl. Wer schon mal auf einer Radtour einen Platten hatte, weiß sicherlich auch, wie man einen Reifen flickt, damit man nicht kilometerweit nach Hause schieben muss. Jedoch sind bereits seit einiger Zeit Tubeless Reifen auf dem Vormarsch und immer weiter im Kommen! Tubeless bedeutet, dass also komplett auf einen Schlauch im Reifen (englisch: inner tube) verzichtet wird – also „wo kein Schlauch ist, kann kein Schlauch kaputt gehen“. Bei Mountainbikes wird schon länger drauf verzichtet, ist hier die Gefahr eines platten Reifens aufgrund des Unterrunds sonst eben schnell gegeben. Aber auch die Rennrad-Szene und mittlerweile auch bei den Alltags-Bikes können nun auf schlauchlose Reifenvariant zurückgreifen. Nachfolgend erläutern wir informativ das große Tubeless-Einmaleins.
Nie wieder Fahrradschlauch wechseln
Niemand ist wirklich erfreut, einen Reifen zu flicken bzw. zu wechseln – sei es am Auto, Motorrad oder eben auch am Fahrrad. Wobei es heutzutage für Kraftfahrer längst Standard und normal ist schlauchlos zu fahren – also nur mit dem Reifen auf der Felge. Für Fahrradfahrer ist das aber eher eine Ausnahme – obwohl Radsportler bereits von der Schlauchlos-Technik profitieren. Es ist möglich, Tubeless-Reifen mit geringerem Druck zu fahren; die Gefahr eines Durchschlags mit der Folge eines Plattens ist zum Glück extrem gering. Als Durchschlag bezeichnet man es, wenn die Fahrradreifen beim Überfahren eines Hindernisses durch zu niedrigen Luftdruck für einen kleinen Moment so stark komprimiert werden, dass die Reifenflanken dadurch zwischen Felgenkante und Untergrund eingeklemmt werden. Dabei wird dann oftmals der Schlauch beschädigt: Zwei symmetrisch angeordnet Löcher zeigen das Desaster (auch „Snakebite“ genannt). Wer mit wenig Luftdruck im Reifen fährt, genießt die Vorteile im Komfort und kann sich über viel mehr Traktion und Kontrolle – gerade auf schlechten Strecken – freuen. Dies erklärt, weshalb sich Tubeless gerade in der MTB-Szene so stark durchgesetzt hat.
Positiver Nebeneffekt von Tubeless-Reifen: Größere Sicherheit
Der große Vorteil von Tubeless-Reifen, eben keine Reifenpanne mehr zu haben, ist unumstritten. Auch ein Schlauchlosreifen kann zwar – durch den Untergrund bzw. durch Hindernisse - mal punktiert werden, jedoch kann dann schnell mit einer Dichtflüssigkeit geholfen und das Loch quasi „gestopft“ werden. Innerhalb Zehntelsekunden werden Löcher bis zu einer bestimmten Größe in Schlauchlosreifen so schnell und gut abgedichtet. Falls dann aber wider Erwarten doch mal Luft entweichen sollte, geschieht dies nicht so plötzlich wie bei einem geplatzten Schlauch, sondern recht langsam. Wenn ein größerer Riss der Verursacher ist, kann man sich hier wie mit einem normalen Reifen behelfen: Den Tubeless-Ventileinsatz rausschrauben und entsprechend einen Fahrradschlauch einziehen.
Das Thema Pannenschutz ist jedoch eher ein positiver Nebeneffekt der schlauchlosen Reifen. Gerade im Rennradsport geht es durch den Schlauch-Verzicht darum, dass so der Rollwiderstand extrem gering ist. Sogar noch geringer als bei den superleichten Wettkampfreifen. Beim Mountainbiken lässt sich dank des niedrigeren Reifendruckes hingegen der Gripp verbessern.
Tubeless-Reifen vom Gelände auf die Straße
Gerade beim Mountainbiken kommt es durchaus mal vor, dass die Reifen aufgrund des teils extremen Untergrundes doch das ein oder andere Mal einen Defekt erleiden müssen. Rennradfahrer haben damit weniger Probleme. Jedoch verzichtet man auch in diesem sportlichen Bereich zunehmend auf Schlauch-Reifen. Gerad auch auf der Straße kommen die Vorteile von Tubeless-Bereifungen durch: Komfort, Gripp, Schnelligkeit und Pannensicherheit sprechen für sich. Speziell der letzte Punkt ist auch bei der Straßenbereifung immens ausschlaggebend, so gab es doch in der Vergangenheit – gerade bei langen Abfahrten im Rennradsport – vermehrt Reifenplatzer. Dies hatte jedoch nichts mit irgendwelchen Hindernissen auf der Straße zu tun, sondern lag daran, dass die modernen, leichten Carbonfelgen eine schlechtere Wärmeabfuhr aufweisen als Aluminiumfelgen. Wer dann bei einer Abfahrt vorsichtig die Bremse schleifen lässt, muss damit rechnen, dass die entstehende Reibungshitze nicht nur die Radfelge beschädigt – es kann sogar passieren, dass der Schlauch platzt. Noch dazu ist z.B. ein plötzlicher Ventilabriss, wie er vorrangig bei schlecht aufgeklebten „wandernden“ Schlauchreifen erfolgen kann, bei Tubeless-Reifen ausgeschlossen.
Unkomplizierte Umrüstung auf Tubeless-System
Die Vorteile überwiegen, daher ist es sinnvoll sich mit dem Thema Schlauchlos-Reifen zu beschäftigen und eine Umrüstung in Angriff zu nehmen. Der Aufwand dafür ist gar nicht groß. Viele Laufrad-Hersteller bieten mittlerweile Tubeless-ready-Laufradsätze an, aber als günstigere und einfachere Variante zum Umrüsten sind „Conversion kits“ sinnvoller. Im Internet wird man noch dazu recht schnell fündig, passende Lehrvideos mit genauer Anleitung für die Umrüstung zu finden. Achten Sie aber immer darauf, die Freigabe für die Tubeless-Konversion vom Felgenhersteller zu bekommen.
Montage vom Schlauchlos-Reifen
Die Reifenmontage von Schlauchlos-Reifen ist im Prinzip ähnlich von gewöhnlichen Standard-Reifen. Wichtig ist, dass der Tubeless-Reifen luftdicht und recht stramm auf der Felge sitzt. Die Montage erfolgt daher mit einer Spezialflüssigkeit, so kann der Reifen gut übers Felgenhorn gleiten. Wenn Sie den Pneu das erste Mal aufgepumpt haben, muss er fest in der Felge einrasten. Dann wird die Luft wieder abgelassen; um danach übers Ventil etwas Dichtmilch in den Reifen zu geben. Anschließend kann der Pneu nun bis zum gewünschten Druck mit Luft aufgefüllt werden. Das Aufpumpen von Tubeless-Reifen ist etwas umständlich bzw. schwieriger, als bei gewöhnlichen Reifen. Es empfiehlt sich, Schlauchlosreifen schlagartig mit Luft zu befüllen – am besten nehmen Sie dazu einen Kompressor oder eine Standpumpe.
Procore Doppelkammersystem: Das Beste zweier Welten für den Fahrradreifen
Bei den MTBlern geht der Trend immer weiter zu breiteren Fahrradreifen mit immer weniger Druck. Mit gewöhnlichen Reifen gibt es bei dieser Entwicklung entsprechend Grenzen, da die Gefahr eines Defekts mit sinkendem Luftdruck steigt. Die renommierte Firma Schwalbe hat daher in Kooperation mit dem Komponenten- und Laufradhersteller Syntace ein wegweisendes Prinzip entwickelt, welches Abhilfe schafft: Beim neuen „Procore“-Doppelkammersystem kann in jeden schlauchlosen Reifen ein schmaler Hochdruck-Innenreifen mit Spezialschlauch eingelegt werden (beachten Sie dabei die passenden Abmessungen von Felge und Reifen). Diesen befüllen Sie nun mit 4 bis 6 bar; so wird die Felge vor Durchschlägen geschützt. Die große äußere Kammer kann entsprechend mit einem Minimaldruck von 0,8 bar gefahren werden. So kommen Gripp und Traktion auf ein bisher ungeahntes Niveau. Als Highlight kann man das Spezialventil von Procore wohl bezeichnen, denn damit können Sie beide Kammern befüllen. Sie haben dabei die Möglichkeit auszuwählen, ob Sie Luft in die Außenkammer oder lieber in die Hochdruckkammer pumpen möchten.
Reifen-Empfehlung für das Alltagsbike
Die Vorteile von Tubeless-Pneus für Mountainbikes und Rennräder haben wir vorgestellt; sie überzeugen schnell. Doch auch für Alltags-Fahrräder bieten sich passende schlauchlose Reifen an. Auch wenn das Handling mit Dichtmilch und Standpumpe bei der Montage etwas ungewohnt ist; noch dazu das regelmäßige Erneuern der Flüssigkeit – ist es einfach ein Lerneffekt, der schnell in die Routine übergeht – auch beim Alltagsradler. Auch für die Alltagsnutzung ist die Tubeless-Technologie absolut empfehlenswert.
Folgende Produkte aus unserem Shop könnten für Sie interessant sein