Scheibenbremse hat schlechte Bremswirkung - was tun?
12.04.2018Einwandfrei funktionierende Fahrradbremsen sind nicht zuletzt aus Sicherheitsgründen von enormer Bedeutung. Dabei macht es keinen Unterschied, ob Sie in den Bergen, im Gelände oder auf gerader Strecke unterwegs sind. Insbesondere in Gefahrensituationen, die jederzeit auftreten können, kann das präzise und zuverlässige Verringern der Fahrgeschwindigkeit Unfälle vermeiden. Wie bei vielen anderen Fahrradteilen auch, erreichen Sie die Beständigkeit Ihrer Scheibenbremsen nur mit entsprechender Pflege und Wartung, anderenfalls kann eine Verminderung der Bremswirkung auftreten.
Warum hat eine Scheibenbremse eine schlechte Bremswirkung?
Wenn Sie Veränderungen an der Leistung Ihrer Scheibenbremsen feststellen, ist es Zeit zu handeln. Schieben Sie die Bearbeitung zu Ihrer eigenen Sicherheit nicht auf die lange Bank. Eine nachlassende Bremswirkung kann unterschiedliche Ursachen haben. Im nachfolgenden Abschnitt erläutern wir Ihnen mögliche Gründe für diesen unerwünschten Effekt und erklären Ihnen die Lösungsansätze. Die häufigsten Ursachen für eine schlechte Bremswirkung sind:
- Verschleiß
- Verschmutzung
- Verglasung
- Beläge nicht eingebremst
- schlechter/wandernder Druckpunkt
- Fading (= Bremsschwund)
- schleifende Bremsen
So gehen Sie vor, wenn Ihre Scheibenbremse schlecht bremst
1) Bei Abnutzung der Bremsbeläge hilft nur ein Austausch
Die Bremsbeläge sind ein klassischer Verschleißartikel am Bike und müssen immer nach einer gewissen Zeit gewechselt werden, anderenfalls kann die Bremsscheibe Schaden nehmen. Wie häufig Sie Ihre Scheibenbremsbeläge tauschen sollten hängt von vielen Faktoren ab. Das bevorzugte Gelände, Wetter, Verschmutzungen und der individuelle Fahrstil sind zum Beispiel einige der entscheidenden Umstände, die die Lebensdauer der Bremsbeläge beeinflussen. Aus diesem Grund kann die Haltbarkeit gemessen in Kilometern extrem unterschiedlich sein. Hier hilft nur eine regelmäßige Kontrolle. Abgefahrene Beläge erkennen Sie zum Beispiel an einer schlechter werdenden Bremswirkung oder auch an störenden Nebengeräuschen. Spätestens jetzt sollten Sie die Dicke Ihrer Beläge überprüfen. Diese sollte 1 mm besser nicht unterschreiten. Einige Hersteller kennzeichnen ihre Produkte mit farbigen Strichen, so können Sie auf einen Blick sehen, ob die Bremsbacken ihren Zenit erreicht haben. Warten Sie nicht zu lange mit einem Wechsel.
2) Eine regelmäßige Reinigung der Bremsen wirkt sich positiv auf alle Bauteile aus
Andauernde Verschmutzungen mindern die Bremskraft und beschleunigen den Verschleiß. Wer in jedem Gelände unterwegs ist und sich von Wetter und Matsch nicht abschrecken lässt, sollte sein Bike dementsprechend häufiger reinigen um unnötige Folgekosten aufgrund gesteigerten Materialverbrauchs zu vermeiden. Die Oberfläche Ihrer Bremsbeläge können Sie vorsichtig mit etwas feinem Schmirgelpapier säubern. Um die Bremsscheibe und den Sattel von Schmutz zu befreien, müssen Sie zunächst die Beläge ausbauen. Die Scheibe können Sie zum Beispiel mit Alkohol putzen, den Sattel mit Wasser und etwas Spülmittel. Vergessen Sie nicht alle Komponenten abschließend zu trocknen. Im Fachhandel sind auch gute Spezialreiniger erhältlich.
3) Extremer Bremskraftverlust durch verglaste Bremsbeläge
Bei verglasten Bremsbelägen ist die Bremskraft sehr deutlich vermindert, häufig tritt auch ein unangenehmes Quietschen oder Vibrieren auf. Verglaste Beläge sind sehr glatt und wirken wie poliert, im Licht lässt sich ein Schimmer erkennen. Eine Verglasung kann zum Beispiel durch mangelhaftes Einbremsen neuer Beläge entstehen. Auch ein dauerhaftes, lasches und schleifendes Bremsen kann diesen Effekt hervorrufen. Um dies zu vermeiden, sollten neue Beläge stets gut eingebremst werden. Zusätzlich muss die Bremse auf Temperatur gebracht werden, zum Beispiel durch regelmäßiges, kraftvolles Intervallbremsen, ähnlich wie bei einem Auto. In den meisten Fällen hilft bei verglasten Belägen nur ein Austausch. Wenn nur eine leichte Verglasung vorliegt, können Sie versuchen, die oberste Schicht mit Schleifpapier abzutragen bis kein Glänzen mehr zu sehen ist. Achten Sie hierbei unbedingt darauf, dass das Abschleifen gleichmäßig und keinesfalls schräg erfolgt.
4) Aushärten neuer Bremsbeläge durch korrektes Einbremsen
Neue Bremsbeläge für Scheibenbremsen müssen immer eingebremst werden, damit sie ihr Potential optimal entfalten können. Zum einen werden so minimale Unebenheiten ausglichen. Zum anderen findet ein sehr wichtiger chemischer Prozess statt. Durch die entstehende Hitze beim Bremsen gasen die Materialien der Beläge aus. Der ab Werk eher weiche Belag härtet aus und kann erst jetzt seine volle Bremswirkung entfalten. Ohne diesen Prozess können die Beläge vorzeitig verschleißen, verglasen oder sogar die Bremsscheiben beschädigen. Zum Einbremsen beschleunigen Sie auf etwa 30 km/h und führen dann eine moderate Vollbremsung durch. Wiederholen Sie diesen Vorgang etwa 30 Mal – vorne und hinten, pro Bremse.
5) Druckpunktverlust der Scheibenbremse durch Luft im System
Bei einem ungenügenden Druckpunkt checken Sie am besten zunächst Ihr Bremssystem, Anschlüsse und Leitungen auf Undichtigkeiten. In den meisten Fällen befindet sich allerdings Luft im System, dies kann zum Beispiel durch häufigen Transport im Liegen oder über Kopf passieren. Die Luft wandert von der Bremszange in den Schlauch, der Druckpunkt ist nicht mehr gut greifbar. In diesem Fall müssen Sie Ihre Fahrradbremse entlüften. In unserer Rubrik „Anleitungen“ finden Sie detaillierte Beschreibungen zum Entlüften von Scheibenbremsen verschiedener Hersteller.
6) Ein Überhitzen der Scheibenbremsen führt zu Bremsschwund
Der Begriff „Fading“ beschreibt im Wesentlichen den Effekt „Bremsschwund“. Gemeint ist in der Regel aber eine bestimmte Art der nachlassenden Bremswirkung, nämlich die verringerte Leistung durch starkes Überhitzen/Dauerbremsen. Scheibenbremsen benötigen ausreichend Gelegenheit zum Abkühlen. Bei hochwertigen Produkten ist das Risiko von Fading etwas geringer. Die Bremsscheiben verfügen über ein ausgeklügeltes Belüftungssystem, die Beläge sind dank speziellen Vorbehandlungen besonders arm an Gasen sowie temperaturbeständiger. Bei zu starker und anhaltender Hitze werden Gase frei, die die bremsende Wirkung zu einem gewissen Anteil verpuffen lassen. Hier hilft nur ausreichende Abkühlung und „cleveres“ Bremsen: lieber stotternd und fest statt dauerhaft und schleifend.
7) Lockere Schrauben können Schleifgeräusche verursachen
Schleifende Bremsen sind meist auf eine unzureichende Montage zurückzuführen. Die Schrauben am Bremssattel können sich aber auch mit der Zeit durch Vibrationen lockern. Prüfen Sie alle Schraubverbindungen und korrigieren Sie das Anzugsmoment gegebenenfalls gemäß den Herstellerangaben. Ein Seitenschlag in der Scheibe kann ein punktuelles Schleifen erzeugen. Wenn Sie die Scheibe nicht selbst per Hand korrigieren können hilft in diesem Fall nur ein Austausch. Manchmal muss bei einem dauerhaften Schleifgeräusch auch der Bremssattel neu ausgerichtet werden.
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